(erstellt von Werner J. Marko)
Herzlich willkommen zu unserer Kräuterführung rund ums Haus. Wir
werden uns heute mit Kräutern beschäftigen, die in unmittelbarer
Umgebung unserer Häuser gedeihen.
Als erstes finden wir hier den gewöhnlichen Beifuß welcher
in unserer Gegend fast überall zu finden ist. Der Beifuß ist auch
als Jungfernkraut, Mutterkraut, Wilder Wermut, Besenkraut oder
Johanniskraut bekannt. Die ursprüngliche Heimat des Beifuß ist das
südliche Europa und Asien. Bei uns findet man den Beifuß an
Wegrändern, auf Schuttfluren und im Ödland.
Der Beifuß vertreibt durch seine ätherischen Öle Insekten und
wirkt appetitanregend und Verdauungsfördernd, weshalb er sich sehr
gut als Küchenkraut eignet. Verwendet werden in der Küche die
Triebe mit den Blüten als Suppen- Saucen- und Fleischgewürz.
Der Beifuß eignet sich auch hervorragend als Räucherwerk. Nach
alten Überlieferungen gilt der Beifuß im Volksglauben als wichtiges
Zauberkraut in Asien und Europa welches nicht müde macht. Der Beifuß
wird gegen Zauberei
und böse Dämonen
um die Hüfte gebunden. Er schützt Mensch und Vieh gegen Zaubereien
aller Art. Ein um das Bein gebundenes Ästchen vertreibt die
Müdigkeit. Am Dachfirst
mit den Spitzen nach unten geheftet, soll er Blitze
abwehren und hält Seuchen
fern. Wahrscheinlich kommt der Name daher, dass
die Wanderer sich Beifuß an den Fuß banden oder in die Schuhe
legten, als Schutz gegen müde Füße. Im Gegensatz zu seinem
Verwanden dem echten Wermut hat der Beifuß einen sehr geringen
Thujongehalt –Thujon ist ein Nervengift – und daher gut zu
verwenden.
Der Beifuß wird bis zu 2 Meter hoch wächst als Staude mit oft
rötlichen Stengeln und hat Rispen mit kleinen roten oder gelblichen
Blütenkörbchen Die Blätter sind gefiedert und auf der Oberseite
dunkelgrün.
Wenn wir etwas weiter gehen, sehen wir die Schafgarbe welche
auf Ödland, Schuttfluren und Wegränder zu finden ist. Im Volksmund
ist die Schafgarbe auch als Tausenblatt, Achilleskraut oder Blutkraut
bekannt. Ursprünglich kommt die Schafgarbe aus Südwestasien und ist
mittlerweile weltweit verbreitet. Die Schafgarbe ist in der
Naturmedizin als Blutstillendes Kraut bekannt und fördert den
Heilungsprozess bei Entzündungen und hilft gegen
Menstruationsbeschwerden. Ein Scharfgarbenwickel eignet sich
hervorragen bei schmerzhaften Bauchkrämpfen. Gesammelt wird von Juni
bis September das ganze Kraut. Verwendet wird das Kraut für
Schafgarbentee oder die jungen Blätter als Brotbelag, Beilage zu
Salaten, Aufstrichen, Soßen und Gemüsegerichten. Die Schafgarbe
kann auch für Kräuterliköre verwendet werden. Vorsichtig sollte
man bei der Verwendung der Blüten sein, da diese bei Kindern
Hautirritationen auslösen können. Die Verwendung der Schafgarbe
reicht schon sehr weit in der Zeit zurück und wurde beispielsweise
von Soldaten zur Blutstillung von Wunder benutzt.
Die Schafgarbe ist eine bis zu 60 cm hohe Pflanze mit aufrechten
Stengeln, welche erst im Blütebereich verzweigt sind. Die
Blütenkörbchen sind doldenartig angeordnet, meist weiß, seltener
rosarot. Die Schafgarbe hat fein verteilte Blätter.
Der Name Achillea millefolium leitet sich von dem Kriegshelden
Achilles ab, der vor Troja die frischen Kriegswunden eines
Kampfgefährten mit Schafgarbe behandelt haben soll.
Wenden wir uns nun einer Pflanze zu die fast jeder kennt aber nicht
alle wissen wofür man Sie verwenden kann: Der Löwenzahn auch
bekannt als Maiblume, Pusteblume oder Röhrlsalat.
Zu finden ist der Löwenzahn auf Wiesen, Wegrändern, Schuttplätzen
und natürlich auch im Garten soferne man eine Naturwiese sein eigen
nennt!
Der Milchsaft des Löwenzahns wurde früher zur Behandlung von
Augenkrankheiten
verwendet. In der Volksheilkunde
wird er zur so genannten Blutreinigung, bei rheumatischen
Erkrankungen und zu deren Vorbeugung, bei
Gicht,
Ekzemen
und Lebererkrankungen angewendet. Der Milchsaft wurde auch zur
Behandlung von Warzen
gebraucht. Der Löwenzahn regt die Bildung von Magensaft
und Galle
an und fördert die Ausscheidung.
Die gelben Blüten eignen sich zur Herstellung eines honigähnlichen
Sirups
oder Gelee als Brotaufstrich.
Die jungen Blätter können als Salat
verarbeitet werden. Mit einer Speck-Rahmsoße
ist dieser Salat eine richtige Delikatesse.
Aus der getrockneten Wurzel der Pflanze wurde in der Nachkriegszeit
ein Ersatzkaffee
hergestellt (Zichorienwurzelersatz).
Kinder verwenden den an einem Ende gespleisten Blütenstandsstiel als
Minitröte.
Durch das frühe Erscheinen seiner Blüten ist der Löwenzahn eine
wichtige Bienenweide,
die der Entwicklung der Bienenvölker im Frühjahr
dient, aber auch bei größeren Vorkommen eine Frühtracht-Honigernte
ermöglicht. Für 1 kg Honig muss ein Bienenvolk über 100.000
besuchen
Während des Zweiten Weltkrieges wurde in Russland und Deutschland
Löwenzahn als Kautschukersatz verwendet.
Als blühende Pflanze finden wir ebenfalls die Echte Kamille,
welche auch als Duftkamille, Feldkamille oder Mutterkraut bekannt
ist. Die echte Kamille stammt ursprünglich aus Südwestasien und ist
mittlerweile durch Einführung als Ackerbeikraut weltweit verbreitet.
Zu finden ist die Kamille im Ödland auf Äckern, Brachen und
Wiesenrändern.
Die Echte Kamille ist relativ leicht zu erkennen wenn man den
Blütenkopf in der Mitte teilt ist dieser bei der echten Kamille
hohl.
Die besonderen Eigenschaften der Echten Kamille sind: Fiebersenkend,
entzündungshemmend, Verdauungsfördernd und krampflösend,
Keimtötend. Besonders beliebt ist die Kamille zur Regelung und
Förderung der Regelblutung sowie als Creme bei Hautrötungen.
Wahrscheinlich haben auch Sie schon von den bekannten
Kamillebauscherln bei Augenentzündungen gehört. Es handelt sich
hierbei um eine klassische Fehlinformation, die sich leider sehr
hartnäckig hält! Also bei Augenentzündungen nie Kamille verwenden,
da dadurch die Bindehaut ausgetrocknet und gereizt wird! Für
Augenentzündungen ist der Augentrost – wie der Name eigentlich
schon sagt – die wesentlich bessere Pflanze:
Verwendet wird die Kamille als Tee, Creme, und in der Küche für
Kräuterweine und Liköre.
Man sollte die Kamille aber nicht im Dauergebrauch verwenden, da
dadurch Schwindel und Nervosität auftreten können.
Es gilt eigentlich für alle Pflanzen: Die Dosis macht das Gift!
Eine andere Pflanze aus der Familie der Asterngewächse oder
Korbblütler wie man sie früher bezeichnet hat ist die
Ringelblume. Ich denke die Ringelblume wird jedem von Ihnen
zumindest dem Namen nach geläufig sein – von der Ringelblumensalbe
wird jeder schon einmal gehört haben oder diese sogar selber
angewendet haben.
Die Ringelblume werden einige auch als Butterblume, Goldblume,
Ringelrose oder Gartenringelblume kennen. Die eigentliche Herkunft
der Ringelblume ist das Mittelmeergebiet. Die Ringelblume wurde auf
der Nordhalbkugel als Garten- und Heilpflanze kultiviert.
Die Ringelblume hat durch Ihre antibakterielle und antiseptische
Wirkung ein breites Anwendungsspektrum wie die äußerliche Anwendung
bei Sonnenbrand, Herpes, Fußpilz, Ekzemen, Umschlägen gegen
Bindehautentzündungen und Hühneraugen. Aber auch als Teespülung
bei Mund- und Rachenentzündungen oder nach einer Zahnextraktion.
Innerlich wird die Ringelblume gegen Leber- und Gallenleiden sowie
bei Magen- und Darmbeschwerden verwendet.
In der Küche kann man die Ringelblume als Safranersatz verwenden
aber auch für Fisch- und Fleischsuppen. Die Blätter eignen sich gut
als einen Salat. Blütenblätter und Salz ergeben das
Lebensmittelfärbemittel MERLITON, welches zur z.B.: verwendet wird
um Butter und Käse eine schöne gelbliche Farbe verleiht.
Die Ringelblume ist die klassische Pflanze für die Frage Er liebt
mich, er liebt mich nicht. Laut Volksglauben soll das Abpflücken
der Blumen allerdings Gewitter heraufbeschwören. Die Ringelblume
soll sich auch zur Liebesweissagung im Traum verwenden lassen: Sie
wird gemeinsam mit Sommerkräutern getrocknet, gemahlen und mit Honig
und Essig zu einer Salbe verarbeitet. Junge Frauen trugen die Salbe
auf, bevor sie zu Bett gingen und riefen den Heiligen Lukas an, sie
von ihrer großen Liebe träumen zu lassen.
Wir werden uns nun zwei Gewächsen zuwenden, die eigentlich jeder von
uns fast im täglichen Gebrauch hat aber über deren Wirkung eher
wenige Bescheid wissen.
Als erstes betrachten wir den Knoblauch näher. Der Knoblauch
wird auch als Knofel, Gruserich oder Magenwurz bezeichnet. Die
Herkunft ist Zentralasien, wird aber mittlerweile auch bei uns im
Feldanbau und als Gartenpflanze gewonnen.
Die Wirkungen des Knoblauch sind sehr vielfältig: Er senkt den
Cholesterinspiegel, Blutzucker und Blutdruck, wirkt
durchblutungsfördernd, blutverflüßigend, löst auch kleine
Blutgerinnsel auf. Knoblauch wirkt desinfizierend und positiv auf die
Verdauung, reduziert freie Radikale im Körper und stärkt die
allgemeine Abwehrkraft und die körperliche Aktivität.
Knoblauch soll auch gegen die Erreger von Cholera, Ruhr, Typhus und
Salmonellen helfen. Weiters wird im eine Wirkung gegen Erkältung,
Bronchitis und Tuberkulose zugeschrieben. Knoblauch wird auch gegen
einige Krebsarten und bei Diabetes verwendet.
In früheren Zeiten wurde Knoblauch auch bei Würmern und Skorbut
eingesetzt.
In der Küche wird der Knoblauch allgemein als Gewürz eingesetzt und
findet besonders in der südländischen Küche Verwendung.
Im Volksglauben wirkt der Knoblauch gegen böse Blicke und neidische
Geister. Der bekannteste Volksglaube ist wahrscheinlich die Wirkung
gegen Vampire! Viele werden schon gehört haben, dass man vor der
Eingangstüre Knoblauch aufgehängt hat um das Eindringen von
Vampiren in das Haus zu vermeiden.
Knoblauch enthält die wichtigen Vitamine A,B,C,E. Knoblauch war
schon im Altertum als Nahrungs- und Heilmittel bekannt. Ägyptische
Sklaven benutzten Knoblauch als Stärkungsmittel und um Läuse und
Darmparasiten zu vertreiben. Es ist bekannt, dass die Arbeiter an den
Pyramiden
eine tägliche Ration erhielten.
In manchen Gegenden Österreichs
wird Knoblauch auch als „Vanille
des armen Mannes bzw. der armen Frau“ bezeichnet. Der dort bekannte
„Vanille-Rostbraten“ wird daher nicht mit Vanille, sondern mit
Knoblauch gewürzt.
Der typische Geruch des Knoblauchs entsteht durch das Enzym Allinase
welches bei Verletzung der Zellwände freigesetzt wird. Dadurch kann
der Knoblauch nicht nur Vampire vertreiben sondern bei übermäßigem
Genuss durchaus auch den Ehepartner!
Eine weitere wichtige Pflanze des täglichen Gebrauches ist die
Küchenzwiebel. Die ursprüngliche
Abstammung ist vermutlich der Innerasiatische Raum. Mittlerweile ist
die Zwiebel aber weit verbreitet und bei uns als Kulturpflanze in
vielen verschiedenen Sorten erhältlich wobei es auch sehr regionale
Sorten gibt.
Belegt ist, dass Zwiebel schon bei den alten Ägyptern und den Römern
bekannt war.
Bei den alten Ägyptern wurden Zwiebeln den Göttern als Opfergabe
gereicht, wurden als eine Art Zahlungsmittel für die beim
Pyramidenbau eingesetzten Arbeiter verwendet und den Toten als
Wegzehrung für die Reise ins Jenseits beigelegt. Belege dafür sind
die im Grab des Tutanchamun
gefundenen Zwiebelreste. Eine über 4000 Jahre alte sumerische
Keilschrift enthält Angaben zu Gurken- und Zwiebelfeldern.
Bei den Römern waren Zwiebeln Grundnahrungsmittel vor allem der
weniger Begüterten, und römische Legionäre waren es auch, die die
Zwiebel in Mitteleuropa verbreiteten. Hier wurden sie zu einer der am
meisten verbreiteten Gemüsearten, durften auf keiner Tafel damaliger
Zeit fehlen und dienten im Mittelalter auch als Amulett gegen die
Pest.
Etwa ab dem 15. Jahrhundert begann man in Holland,
vielfältige, in Form, Farbe und Geschmack unterschiedliche Sorten
gezielt zu züchten.
Wir merken also, dass die Zwiebel schon immer ein wichtiges
Nahrungsmittel war.
Verwendet kann die Zwiebel neben seiner Eigenschaft als
Universalgewürz auch als harntreibendes, Verdauungsförderndes und
appetitanregendes Mittel. Weiters wirkt die Zwiebel als Vorbeugung
gegen Grippe, Schnupfen und Halsentzündung. Meine Großeltern nahmen
auch immer eine aufgeschnittene Zwiebel um Insektenstiche damit
einzureiben, was den Juckreiz mindert. Genauso wurden von Ihnen damit
Warzen behandelt. In der Volksmedizin wurde auch eine rohe Zwiebel
abends gegen Schlaflosigkeit gegessen.
Genauso wie der Knoblauch enthält die Zwiebel das Enzym Allinase
welches bei Beschädigung der Zellen die Freisetzung von
Thiopropanol-S-Oxyd bewirkt welches die berüchtigte Tränenreizung
beim Zwiebelschneiden bewirkt. Wenn Sie also Zwiebel schneiden
verwenden Sie immer ein sehr scharfes Messer, weil dadurch die Zellen
weniger beschädigt werden und so Weniger Tränenreiz entsteht. En
gute Mittel ist auch die Zwiebel mit Wasser zu benetzen, welches die
Freisetzung des „Tränenreizoxyd“ reduziert.
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