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Samstag, 17. Februar 2018

Kleine Kräuterkunde rund um den bäuerlichen Garten

(erstellt von Werner J. Marko)

Herzlich willkommen zu unserer Kräuterführung rund ums Haus. Wir werden uns heute mit Kräutern beschäftigen, die in unmittelbarer Umgebung unserer Häuser gedeihen.

Als erstes finden wir hier den gewöhnlichen Beifuß welcher in unserer Gegend fast überall zu finden ist. Der Beifuß ist auch als Jungfernkraut, Mutterkraut, Wilder Wermut, Besenkraut oder Johanniskraut bekannt. Die ursprüngliche Heimat des Beifuß ist das südliche Europa und Asien. Bei uns findet man den Beifuß an Wegrändern, auf Schuttfluren und im Ödland.
Der Beifuß vertreibt durch seine ätherischen Öle Insekten und wirkt appetitanregend und Verdauungsfördernd, weshalb er sich sehr gut als Küchenkraut eignet. Verwendet werden in der Küche die Triebe mit den Blüten als Suppen- Saucen- und Fleischgewürz.
Der Beifuß eignet sich auch hervorragend als Räucherwerk. Nach alten Überlieferungen gilt der Beifuß im Volksglauben als wichtiges Zauberkraut in Asien und Europa welches nicht müde macht. Der Beifuß wird gegen Zauberei und böse Dämonen um die Hüfte gebunden. Er schützt Mensch und Vieh gegen Zaubereien aller Art. Ein um das Bein gebundenes Ästchen vertreibt die Müdigkeit. Am Dachfirst mit den Spitzen nach unten geheftet, soll er Blitze abwehren und hält Seuchen fern. Wahrscheinlich kommt der Name daher, dass die Wanderer sich Beifuß an den Fuß banden oder in die Schuhe legten, als Schutz gegen müde Füße. Im Gegensatz zu seinem Verwanden dem echten Wermut hat der Beifuß einen sehr geringen Thujongehalt –Thujon ist ein Nervengift – und daher gut zu verwenden.
Der Beifuß wird bis zu 2 Meter hoch wächst als Staude mit oft rötlichen Stengeln und hat Rispen mit kleinen roten oder gelblichen Blütenkörbchen Die Blätter sind gefiedert und auf der Oberseite dunkelgrün.

Wenn wir etwas weiter gehen, sehen wir die Schafgarbe welche auf Ödland, Schuttfluren und Wegränder zu finden ist. Im Volksmund ist die Schafgarbe auch als Tausenblatt, Achilleskraut oder Blutkraut bekannt. Ursprünglich kommt die Schafgarbe aus Südwestasien und ist mittlerweile weltweit verbreitet. Die Schafgarbe ist in der Naturmedizin als Blutstillendes Kraut bekannt und fördert den Heilungsprozess bei Entzündungen und hilft gegen Menstruationsbeschwerden. Ein Scharfgarbenwickel eignet sich hervorragen bei schmerzhaften Bauchkrämpfen. Gesammelt wird von Juni bis September das ganze Kraut. Verwendet wird das Kraut für Schafgarbentee oder die jungen Blätter als Brotbelag, Beilage zu Salaten, Aufstrichen, Soßen und Gemüsegerichten. Die Schafgarbe kann auch für Kräuterliköre verwendet werden. Vorsichtig sollte man bei der Verwendung der Blüten sein, da diese bei Kindern Hautirritationen auslösen können. Die Verwendung der Schafgarbe reicht schon sehr weit in der Zeit zurück und wurde beispielsweise von Soldaten zur Blutstillung von Wunder benutzt.
Die Schafgarbe ist eine bis zu 60 cm hohe Pflanze mit aufrechten Stengeln, welche erst im Blütebereich verzweigt sind. Die Blütenkörbchen sind doldenartig angeordnet, meist weiß, seltener rosarot. Die Schafgarbe hat fein verteilte Blätter.
Der Name Achillea millefolium leitet sich von dem Kriegshelden Achilles ab, der vor Troja die frischen Kriegswunden eines Kampfgefährten mit Schafgarbe behandelt haben soll.

Wenden wir uns nun einer Pflanze zu die fast jeder kennt aber nicht alle wissen wofür man Sie verwenden kann: Der Löwenzahn auch bekannt als Maiblume, Pusteblume oder Röhrlsalat.
Zu finden ist der Löwenzahn auf Wiesen, Wegrändern, Schuttplätzen und natürlich auch im Garten soferne man eine Naturwiese sein eigen nennt!
Der Milchsaft des Löwenzahns wurde früher zur Behandlung von Augenkrankheiten verwendet. In der Volksheilkunde wird er zur so genannten Blutreinigung, bei rheumatischen Erkrankungen und zu deren Vorbeugung, bei Gicht, Ekzemen und Lebererkrankungen angewendet. Der Milchsaft wurde auch zur Behandlung von Warzen gebraucht. Der Löwenzahn regt die Bildung von Magensaft und Galle an und fördert die Ausscheidung.

Die gelben Blüten eignen sich zur Herstellung eines honigähnlichen Sirups oder Gelee als Brotaufstrich. Die jungen Blätter können als Salat verarbeitet werden. Mit einer Speck-Rahmsoße ist dieser Salat eine richtige Delikatesse. Aus der getrockneten Wurzel der Pflanze wurde in der Nachkriegszeit ein Ersatzkaffee hergestellt (Zichorienwurzelersatz).
Kinder verwenden den an einem Ende gespleisten Blütenstandsstiel als Minitröte.

Durch das frühe Erscheinen seiner Blüten ist der Löwenzahn eine wichtige Bienenweide, die der Entwicklung der Bienenvölker im Frühjahr dient, aber auch bei größeren Vorkommen eine Frühtracht-Honigernte ermöglicht. Für 1 kg Honig muss ein Bienenvolk über 100.000 besuchen
Während des Zweiten Weltkrieges wurde in Russland und Deutschland Löwenzahn als Kautschukersatz verwendet.

Als blühende Pflanze finden wir ebenfalls die Echte Kamille, welche auch als Duftkamille, Feldkamille oder Mutterkraut bekannt ist. Die echte Kamille stammt ursprünglich aus Südwestasien und ist mittlerweile durch Einführung als Ackerbeikraut weltweit verbreitet.

Zu finden ist die Kamille im Ödland auf Äckern, Brachen und Wiesenrändern.
Die Echte Kamille ist relativ leicht zu erkennen wenn man den Blütenkopf in der Mitte teilt ist dieser bei der echten Kamille hohl.
Die besonderen Eigenschaften der Echten Kamille sind: Fiebersenkend, entzündungshemmend, Verdauungsfördernd und krampflösend, Keimtötend. Besonders beliebt ist die Kamille zur Regelung und Förderung der Regelblutung sowie als Creme bei Hautrötungen. Wahrscheinlich haben auch Sie schon von den bekannten Kamillebauscherln bei Augenentzündungen gehört. Es handelt sich hierbei um eine klassische Fehlinformation, die sich leider sehr hartnäckig hält! Also bei Augenentzündungen nie Kamille verwenden, da dadurch die Bindehaut ausgetrocknet und gereizt wird! Für Augenentzündungen ist der Augentrost – wie der Name eigentlich schon sagt – die wesentlich bessere Pflanze:
Verwendet wird die Kamille als Tee, Creme, und in der Küche für Kräuterweine und Liköre.

Man sollte die Kamille aber nicht im Dauergebrauch verwenden, da dadurch Schwindel und Nervosität auftreten können.
Es gilt eigentlich für alle Pflanzen: Die Dosis macht das Gift!
Eine andere Pflanze aus der Familie der Asterngewächse oder Korbblütler wie man sie früher bezeichnet hat ist die Ringelblume. Ich denke die Ringelblume wird jedem von Ihnen zumindest dem Namen nach geläufig sein – von der Ringelblumensalbe wird jeder schon einmal gehört haben oder diese sogar selber angewendet haben.

Die Ringelblume werden einige auch als Butterblume, Goldblume, Ringelrose oder Gartenringelblume kennen. Die eigentliche Herkunft der Ringelblume ist das Mittelmeergebiet. Die Ringelblume wurde auf der Nordhalbkugel als Garten- und Heilpflanze kultiviert.
Die Ringelblume hat durch Ihre antibakterielle und antiseptische Wirkung ein breites Anwendungsspektrum wie die äußerliche Anwendung bei Sonnenbrand, Herpes, Fußpilz, Ekzemen, Umschlägen gegen Bindehautentzündungen und Hühneraugen. Aber auch als Teespülung bei Mund- und Rachenentzündungen oder nach einer Zahnextraktion. Innerlich wird die Ringelblume gegen Leber- und Gallenleiden sowie bei Magen- und Darmbeschwerden verwendet.
In der Küche kann man die Ringelblume als Safranersatz verwenden aber auch für Fisch- und Fleischsuppen. Die Blätter eignen sich gut als einen Salat. Blütenblätter und Salz ergeben das Lebensmittelfärbemittel MERLITON, welches zur z.B.: verwendet wird um Butter und Käse eine schöne gelbliche Farbe verleiht.

Die Ringelblume ist die klassische Pflanze für die Frage Er liebt mich, er liebt mich nicht. Laut Volksglauben soll das Abpflücken der Blumen allerdings Gewitter heraufbeschwören. Die Ringelblume soll sich auch zur Liebesweissagung im Traum verwenden lassen: Sie wird gemeinsam mit Sommerkräutern getrocknet, gemahlen und mit Honig und Essig zu einer Salbe verarbeitet. Junge Frauen trugen die Salbe auf, bevor sie zu Bett gingen und riefen den Heiligen Lukas an, sie von ihrer großen Liebe träumen zu lassen.

Wir werden uns nun zwei Gewächsen zuwenden, die eigentlich jeder von uns fast im täglichen Gebrauch hat aber über deren Wirkung eher wenige Bescheid wissen.

Als erstes betrachten wir den Knoblauch näher. Der Knoblauch wird auch als Knofel, Gruserich oder Magenwurz bezeichnet. Die Herkunft ist Zentralasien, wird aber mittlerweile auch bei uns im Feldanbau und als Gartenpflanze gewonnen.
Die Wirkungen des Knoblauch sind sehr vielfältig: Er senkt den Cholesterinspiegel, Blutzucker und Blutdruck, wirkt durchblutungsfördernd, blutverflüßigend, löst auch kleine Blutgerinnsel auf. Knoblauch wirkt desinfizierend und positiv auf die Verdauung, reduziert freie Radikale im Körper und stärkt die allgemeine Abwehrkraft und die körperliche Aktivität.
Knoblauch soll auch gegen die Erreger von Cholera, Ruhr, Typhus und Salmonellen helfen. Weiters wird im eine Wirkung gegen Erkältung, Bronchitis und Tuberkulose zugeschrieben. Knoblauch wird auch gegen einige Krebsarten und bei Diabetes verwendet.
In früheren Zeiten wurde Knoblauch auch bei Würmern und Skorbut eingesetzt.

In der Küche wird der Knoblauch allgemein als Gewürz eingesetzt und findet besonders in der südländischen Küche Verwendung.
Im Volksglauben wirkt der Knoblauch gegen böse Blicke und neidische Geister. Der bekannteste Volksglaube ist wahrscheinlich die Wirkung gegen Vampire! Viele werden schon gehört haben, dass man vor der Eingangstüre Knoblauch aufgehängt hat um das Eindringen von Vampiren in das Haus zu vermeiden.

Knoblauch enthält die wichtigen Vitamine A,B,C,E. Knoblauch war schon im Altertum als Nahrungs- und Heilmittel bekannt. Ägyptische Sklaven benutzten Knoblauch als Stärkungsmittel und um Läuse und Darmparasiten zu vertreiben. Es ist bekannt, dass die Arbeiter an den Pyramiden eine tägliche Ration erhielten.
In manchen Gegenden Österreichs wird Knoblauch auch als „Vanille des armen Mannes bzw. der armen Frau“ bezeichnet. Der dort bekannte „Vanille-Rostbraten“ wird daher nicht mit Vanille, sondern mit Knoblauch gewürzt.
Der typische Geruch des Knoblauchs entsteht durch das Enzym Allinase welches bei Verletzung der Zellwände freigesetzt wird. Dadurch kann der Knoblauch nicht nur Vampire vertreiben sondern bei übermäßigem Genuss durchaus auch den Ehepartner!



Eine weitere wichtige Pflanze des täglichen Gebrauches ist die Küchenzwiebel. Die ursprüngliche Abstammung ist vermutlich der Innerasiatische Raum. Mittlerweile ist die Zwiebel aber weit verbreitet und bei uns als Kulturpflanze in vielen verschiedenen Sorten erhältlich wobei es auch sehr regionale Sorten gibt.
Belegt ist, dass Zwiebel schon bei den alten Ägyptern und den Römern bekannt war.
Bei den alten Ägyptern wurden Zwiebeln den Göttern als Opfergabe gereicht, wurden als eine Art Zahlungsmittel für die beim Pyramidenbau eingesetzten Arbeiter verwendet und den Toten als Wegzehrung für die Reise ins Jenseits beigelegt. Belege dafür sind die im Grab des Tutanchamun gefundenen Zwiebelreste. Eine über 4000 Jahre alte sumerische Keilschrift enthält Angaben zu Gurken- und Zwiebelfeldern.
Bei den Römern waren Zwiebeln Grundnahrungsmittel vor allem der weniger Begüterten, und römische Legionäre waren es auch, die die Zwiebel in Mitteleuropa verbreiteten. Hier wurden sie zu einer der am meisten verbreiteten Gemüsearten, durften auf keiner Tafel damaliger Zeit fehlen und dienten im Mittelalter auch als Amulett gegen die Pest. Etwa ab dem 15. Jahrhundert begann man in Holland, vielfältige, in Form, Farbe und Geschmack unterschiedliche Sorten gezielt zu züchten.
Wir merken also, dass die Zwiebel schon immer ein wichtiges Nahrungsmittel war.

Verwendet kann die Zwiebel neben seiner Eigenschaft als Universalgewürz auch als harntreibendes, Verdauungsförderndes und appetitanregendes Mittel. Weiters wirkt die Zwiebel als Vorbeugung gegen Grippe, Schnupfen und Halsentzündung. Meine Großeltern nahmen auch immer eine aufgeschnittene Zwiebel um Insektenstiche damit einzureiben, was den Juckreiz mindert. Genauso wurden von Ihnen damit Warzen behandelt. In der Volksmedizin wurde auch eine rohe Zwiebel abends gegen Schlaflosigkeit gegessen.

Genauso wie der Knoblauch enthält die Zwiebel das Enzym Allinase welches bei Beschädigung der Zellen die Freisetzung von Thiopropanol-S-Oxyd bewirkt welches die berüchtigte Tränenreizung beim Zwiebelschneiden bewirkt. Wenn Sie also Zwiebel schneiden verwenden Sie immer ein sehr scharfes Messer, weil dadurch die Zellen weniger beschädigt werden und so Weniger Tränenreiz entsteht. En gute Mittel ist auch die Zwiebel mit Wasser zu benetzen, welches die Freisetzung des „Tränenreizoxyd“ reduziert.

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